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Ratinger Hof 77-80
Es gibt viele Erinnerungen an den Hof und diese Zeit,
doch ich kann nicht sagen, dass ich es vermisse oder gerne noch einmal
erleben würde, was nicht bedeuteten sollte, dass ich es nicht mochte,
im Gegenteil.
Es war einfach wunderbar und ich möchte später nur kurz einige
kleine
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Erinnerungs-Fragmente erwähnen, - nur zuerst, was
ich am meisten vermisse ist die Zeit, - die Zeit die ich damals hatte.
Diese »vorhandene« Zeit war sehr wichtig um das Phänomen
»HOF«in seiner ganzen Bandbreite zu erleben, zu geniessen.
So fing der gewöhnliche Hof-Abend für mich so gegen 19.00 Uhr
an, wenn er noch recht leer war und vereinzelt die Ersten auftauchten,
alles war dann noch übersichtlich, man trank das 1. Bier und tauschte
die letzten Info's über Singles, EP's, LP's, Konzerte, T-Shirt's,
Badges, Plattenläden, Fanzines, neue Band-Projekte, Songtexte oder
Parolen aus.
So wurde wöchentlich der In- und Outstatus für alles Mögliche
erstellt. Das ging so ein bis zwei Jahre gut.
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Eine meiner ältesten Erinnerungen war der, oder
waren es zwei ?,
Fernseher, der über der Tanzfläche hing, in dem andauernd das
normale Programm ablief, nur war der Ton abgestellt und wir tanzten
zu voller Lautstärke zu den CLASH,
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RAMONES, BUZZCOCKS, WIRE, PISTOLS, ADVERTS, X-RAY-SPEX
und vielen anderen.
Das hatte ich dann später öfters auch bei mir wiederholt,
Fernseher ohne Ton plus Musik, solange bis ich dann Film studierte. Da
drehte ich dann den Ton erst wieder an als die ersten Videoclips, z.B.
DEVO und ELVIS COSTELLO auftauchten.
Eines Abends lief dann im HOF eine Übertragung eines seltsamen Boxkampfes
live aus der Philipshalle, Muhammed Ali (war er doch, oder ?) gegen einen
blonden, 2-meter grossen Kick-Boxer.
Nichts war gestellt, da floss richtiges Blut und auf einmal war, für
ein paar Minuten das Fernsehprogramm interessanter als die Musik.Nicht
das wir auf Blut standen oder so etwas sehen wollten, nur lief da plötzlich
etwas Ungeplantes ab und das live ! Persönliches. Privates
öffentlich. Vieles im HOF.
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Wir hatten Spass am Ungeplanten, am Erfinden, am Entdecken.
Bei meinen ersten HOF-Abenden war das »Erscheinen« von Mary
Lou Monroe
mit seiner Freundin immer das eindrucksvollste und freudigste Ereigniss,
Monroe war der Gitarrist von
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CHARLIE'S GIRLS und später MITTAGSPAUSE, meiner
erklärten Lieblingsband.Wie kein anderer war Monroe perfekt gestylt
und hatte das modische Bewusstsein damals geprägt, jedenfalls für
mich. Auch seine Art Gitarre zu spielen und auf der Bühne zu stehen
verkörperte für mich diese Zeit, die Haltung.
Sein Tschaka-Tschaka-Rhythmus ist für mich bis heute unerreicht,
immer noch kommen Tränen vor Freude wenn ich heute »INNENSTADTFRONT«
oder »X-9200« höre.
Natürlich war die ganze Band Klasse, Janie war der ungekrönter
HOF-König. Folgerichtig hatten »MITTAGSPAUSE« ihren Proberaum
auch im HOF, Unten im Bierkeller. Aber eigentlich gab es auch noch andere
Könige und Könniginnen, Prinzessinnen, Räuber, Narren,
Geister und Agenten.
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Die Königin schlechthin war natürlich Carmen,
welche nicht nur den HOF betrieb sondern auch die ganze junge Punkszene
förderte, sie legte Platten auf, holte alle möglichen Bands
in den Laden, sie war das Herz.
Und immer bei ihr Brigitta.
Und oft auch Imi.
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Die Königin schlechthin war natürlich Carmen,
welche nicht nur den HOF betrieb sondern auch die ganze junge Punkszene
förderte, sie legte Platten auf, holte alle möglichen Bands
in den Laden, sie war das Herz.
Und immer bei ihr Brigitta.
Und oft auch Imi.
Und die vielen Künstler von der Akademie, mit den vielen geilen Künstler-Freundinnen.
Und das leckere Alt-Bier. Und die gute Musik. Was wollte man mehr ?
Einiges, z.B. wollte jeder so schnell wie möglich eine eigene Band
haben und so war der HOF tatsächlich eine Brutstätte im wahrsten
Sinne des Wortes. Ich schätze, dass so ca. 20-30 Bands innerhalb
von anderthalb Jahren im HOF mehr oder weniger gegründet wurden.
Die bekanntesten davon sind eigentlich bekannt.
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An einige Sachen erinnere ich mich noch, z.B. hatte
ich für Carmen gemeinsam mit unserem alten SYPH-Drummer Ulli das
Konzert »FINGER FÜR DEUTSCHLAND« auf 4-Spur live mitgeschnitten,
da kam dann auf einmal dieser ältere, bärtige Ostler auf die
Bühne, A.R. PENCK, und klopfte immer mit einem Groschen auf dem Mikro
herum, So ca. 5-20 Minuten lang, sehr minimal, leicht eintönig, mir
als Experimental-Fan
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gefiel das Extreme, nur musikalisch war es doch sehr
trocken. Unabhängig davon, dass PENCK später am Kunsthimmel
wie eine Sonnenblume aufging hätte ich diesen Moment nie vergessen.Oder
eine andere Erinnerung, ein Konzert mit »SCRITTI POLITTI«,
- nach dem Gig gingen wir, Carmen, Brigitta, Janie glaub ich, mit GREEN
aus dem Hof weg, es musste ein
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Sonntag Abend gewesen sein, wir kamen in eine Minibar
namens »DOMINO« oder »DOMINA« oder so und quatschten
und tranken mit GREEN bis ca. 5 Uhr morgens.
Ich fuhr dann mit meinem Golf nach Solingen zurück, gegen halb sieben
kam ich ins Bett, 15 Minuten später weckte
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mich meine Mutter wieder, ich stieg wortlos wie ein
Roboter wieder in meine Klamotten, nahm mein Frühstuck und fuhr wieder
nach Düsseldorf wo dann um 7.30 meine Arbeit anfing.
Das war richtige Trance.
Um die vielen schönen und wilden Momente aufzuzählen,
die Berührungen, die Stimmungen, dazu bräuchte ich viel mehr
Zeit. Und wenn ich sie hätte, würde ich mit Sicherheit etwas
anderes machen.
Harry Rag März 2001
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